Karl Bergmann und seine Kollegen sind Kriminalbeamte der Kripo Frankfurt, Mordkommission. Sie werden im Spätherbst 1946 mit einer Reihe von Tötungsdelikten konfrontiert, auf die sie sich keinen Reim machen können. Scheinbar völlig unbescholtene Bürger werden getötet, ohne dass auch nur das geringste Motiv erkennbar wäre. Auch die Arten des Tötens unterscheiden sich, sodass man zunächst von verschiedenen Tätern ausgehen muss, die unabhängig voneinander agieren.
Doch im Laufe der Ermittlungen werden langsam Gemeinsamkeiten der Delikte erkennbar und ein Verdacht kristallisiert sich heraus, den eigentlich keiner der Beamten so recht wahrhaben will …
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Leseprobe:
1. Ermittlungen am Tatort:
„Na denn!“ Ludvig Trost setzte einen Fuß auf den lockeren Schutt und stieg vorsichtig nach unten, gefolgt von Bergmann und dem Nachwuchsbeamten. Im Kellergeschoss orientierten sie sich an dem Streifen aus Phosphorfarbe, der an die Wand gemalt war und im Bombenkrieg den Weg zum Notausstieg markieren sollte. Sie gelangten zur Kellertreppe, die wegen herabgefallener Trümmerteile unpassierbar war. Direkt unter der Treppe konnten sie schemenhaft einen menschlichen Körper erkennen. Wortlos holte Trost seine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Ein müdes Licht versuchte, die Szenerie zu erhellen.
„Also, Gustav, schreibbereit?“
Mit fahrigen Bewegungen holte Kellermayer ein Blöckchen und einen Bleistift hervor. „Ja, kann losgehen.“ Er bemühte sich um eine feste Stimme.
„Gut. Schreib mit.“ Trost ging in die Hocke. „Die Leiche liegt in Rückenlage auf dem Kellerboden, der Kopf weist in die Ecke, wo die Kellertreppe unten ankommt und an die Seitenwand stößt. Beine ausgestreckt, die Arme liegen parallel zum Körper. Es handelt sich um einen Mann von geschätzt 50 bis 60 Jahren, gekleidet mit einer dunklen Hose und einem Pfeffer-und-Salz-Mantel, schwarze Halbschuhe. Kein Hut. Karl, ich hoffe, du hast noch ein paar Bilder auf dem Film.“ Bergmann nickte und holte die alte Leica hervor, um zunächst die gesamte Szene festzuhalten. Er steckte eine der wenigen mitgeführten Birnchen in den Blitz und machte eine Übersichtsaufnahme. Trost wies auf einen dunklen Fleck auf der linken Brustseite:
„Hier haben wir Blutaustritt, der Mantelstoff ist beschädigt. Vermutlich ein Messer. Das gucken wir uns mal näher an.“
2. Zugriff!
Die drei Beamten stiegen die knarzende Holztreppe empor, die oberhalb der ersten Etage nach einigen Stufen mit Schutt überhäuft war und im Nichts endete. Sie bogen rechts ab, auf beiden Seiten des Korridors zweigten Zimmertüren ab. Nach etwas acht Metern bog der Flur nach links. Noch wenige Schritte, dann standen sie vor dem Zimmer mit der Nummer 6.
Bergmann fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, wie immer vor einem Zugriff. Eine Anspannung machte sich in ihm breit, die er aber als angenehm empfand. Ludvig stand mit gezücktem Schlüssel vor der Tür, Bergmann nahm die Pistole aus der Manteltasche. Sie fühlte sich ungewohnt an, denn seit der Kapitulation war die Polizei größtenteils entwaffnet worden. Von regelmäßigem Tragen einer Dienstwaffe oder von Schießausbildung waren sie weit entfernt.
Vorsichtig drückte Trost die Klinke nieder, verschlossen. Er ging in die Knie und schaute durchs Schlüsselloch, offenbar steckte kein Schlüssel von innen. So leise wie möglich schob er den Passepartout in das Schloss, der Schließvorgang klappte einwandfrei.
Trost richtete sich auf und machte eine Bewegung mit der linken Hand, sein aufgerichteter Zeigefinger erzeugte Aufmerksamkeit bei seinen Kollegen. Bergmann hielt den Lauf der Waffe war nach oben gerichtet, er hatte sie leise durchgeladen und entsichert. Jetzt zählte Trost mit den Fingern lautlos abwärts: Drei – zwei – eins.
Mit einem Ruck riss er die Tür auf, sie rannten gleichzeitig ins Zimmer. Dafür war der Durchgang etwas eng, Bergmann merkte, wie er zurückgehalten wurde. Wer konnte das sein? Sie waren doch alleine auf dem Flur gewesen? Egal, weiter! Zu spät bemerkte er, dass es seine Manteltasche war, die sich in der Türklinke verfangen hatte. Mit einem RATSCH riss er sie ab.